Augmented Reality: Google Glass

Es klingt zunächst wie schiere Science Fiction: eine computergestützte Erweiterung der Realität – die Anreicherung dessen, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, mit Informationen aus dem virtuellen Raum. Eine Vorreiterrolle bei der Erforschung von Geräten, die sich die Möglichkeiten von Augmented Reality zu Nutze machen, ist Google. Das Produkt: Die Datenbrille „Google Glass“.

Der Terminator für unterwegs

Schon seit Jahrzehnten sind mit dem grundlegenden Prinzip von Augmented Reality zumindest all Jene vertraut, die sich mit fiktionalen Geschichten diverser Literaten und Drehbuchschreiber beschäftigen. Wenn Arnold Schwarzenegger den Terminator verkörpert, sieht dieser auf der Kinoleinwand nicht nur seine komplett in rot getauchte Umgebung, sondern auch ergänzende Informationen. Was könnte ich, der Terminator, in einer bestimmten Situation sagen? Wie schnell fährt das Auto, das ich mir gerade ansehe? Wo bin ich eigentlich genau und was war nochmal meine heutige Tagesaufgabe? Diese und weitere Fragen muss sich ein Terminator nicht stellen – denn er bedient sich einer erweiterten Realität: Augmented Reality. Was James Cameron nicht wusste, als er im Jahr 1984 Arnold Schwarzenegger in die Rolle des Androiden aus der Zukunft steckte: In den nächsten 30 Jahren würde sich dieser Entwurf der Realitätswahrnehmung durch eine Menschmaschine als tatsächlich umsetzbares Konzept erweisen.

Augmented Reality als Alltagsrevolution

Die Datenbrille „Google Glass“ stellt derzeit den umfassendsten Versuch dar, Augmented Reality in den menschlichen Alltag zu integrieren. Google ist als Unternehmen seiner Rolle als Suchmaschinenbetreiber längst entwachsen und die Verantwortlichen um CEO Larry Page schicken sich an, die Art, wie wir mit elektronischen Helfern mit unserer Umwelt interagieren, zu revolutionieren. Google Glass ist eine Brille mit Micro-Display und Kamera, die nicht nur schlank sein und gut aussehen soll. Mit der Brille soll der Nutzer Informationen wie Navigationshinweise oder Wetterberichte abfragen aber auch Videokonferenzen durchführen können – natürlich via Sprachsteuerung und immer und überall. Auch für Marketing-Anwendungen eröffnet die Brille ungeahnte Möglichkeiten – müsste doch der Anwender nicht mehr länger sein Smartphone aus der Tasche holen und die Kamera vor ein bestimmtes Produkt, einen Flyer oder einen Straßenzug halten um in den Genuss der erweiterten Realität zu kommen. In Kombination mit bestimmten Apps könnte sich der Kunde so etwa beim täglichen Einkauf den Zuckergehalt seiner Frühstückscerealien in sein Sichtfeld einblenden lassen, Hinweise auf bestimmte Sonderangebote inklusive. Eine entsprechende Applikation wird derzeit vom US-IT-Riesen IBM entwickelt. Auch technisch soll Google Glass überzeugen. Babak Parviz, bei Google zuständig für das Projekt, spricht im Interview mit dem US-Technologie-Magazin „Wired“ von einem starken Prozessor und hoher Speicherkapazität – bei nur einem Drittel des Gewichts eines durchschnittlichen Smartphones. Entsprechend zuversichtlich für die Zukunft zeigt sich auch Googles Produktmanager Steve Lee: „Meiner Erwartungshaltung nach wird es in drei bis fünf Jahren seltsam und peinlich aussehen, wenn wir jemanden sehen, der ein Objekt in seiner Hand hält und darauf herunterblickt. ‚Wearable Computing‘ wird die Norm werden. “ Tatsächlich käme Google Glass, sollte es sich im Markt durchsetzen, einer technischen Revolution gleich.

„Stop the Cyborgs“

Vor allem die Technik-Szene im Internet sieht Google Glass inzwischen aber durchaus auch kritisch. Waren sich bei Aufkommen der ersten Gerüchte um das Projekt noch alle sicher, Google Glass werde „das nächste große Ding“, gibt es inzwischen sogar eine Vereinigung namens „Stop the Cyborgs“, die die Datenbrille öffentlich anprangert. Das grundsätzliche Problem: Das Gegenüber eines Google-Glass-Trägers hat keinen Einblick darüber, was, wann und ob der Träger aufzeichnet – während bei der Benutzung einer Kamera oder eines Smartphones natürlich jeder eine entsprechende Handhabung sofort erkennen kann. Dass sich Google an dieser Kritik stören wird, ist indes nicht zu erwarten – der Erfolg von Google Glass bleibt abzuwarten.

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